Weihnachtliches in der Friedenskirche



Der Liederkranz beendete sein Jubiläumsjahr mit einem Konzert - Vielgestaltiges Programm
 
NT-REUDERN (itt). 125 Jahre sind eine lange Zeit, sie umfassen vier Generationen. Der Verein, der auf eine solche Zeitspanne zurückblicken kann, hat allen Grund zu feiern. Der Liederkranz Reuden, der im jetzt auslaufenden Jahrsein 125-jähriges Bestehen beging, feierte das Jubiläum mit einer Veranstaltungsreihe, wie es sie so bunt, vielgestaltig und erfolgreich in seiner langen Geschichte nicht gegeben hat. Nicht einmal die Veranstaltungen zum 100-jährigen Bestehen lassen sich damit vergleichen. Den Schlusspunkt unter die diesjährige, mit eigenen Kräften gestaltete Veranstaltungsreihe setzte der Liederkranz am Sonntag in der Friedenskirche mit einem eindrucksvollen Weihnachtskonzert.

Die Musik kann Dinge ausdrücken, die dem Wort versagt sind. Sie kann aber auch deutlich machen, wie der Abend in der Friedenskirche zeigte, dass es in der großen weiten Welt die verschiedensten Vorstellungen gibt, wie das Weihnachtsfest zu verstehen sei. Musikstücke etwa aus der angelsächsischen oder vor allem der spanisch sprechen den Welt verrieten ein völlig anderes Verständnis des Weihnachtsfestes.
In Südamerika zum Beispiel wird das Weihnachtsfest begrüßt mit einer geradezu überschäumenden Freude, wie etwa der Swing-Chor unmissverständlich zu verstehen gab. Da' geben hämmernde Rhythmen das Tempo vor, wird der Klang von fröhlichster Erwartung getragen und tauchen Maria und Joseph in melodischen Zusammenhängen auf, die nach mitteleuropäischen Begriffen fast an ein Sakrileg grenzen. Optimismus, Zuversicht, ja sogar ein Schuss Übermut liegen in diesen Melodien. Es ist das Gegenteil vom Besinnlichen, Temperierten und Getragenen, das hierzulande wie im ganzen nördlichen Europa die Weihnachtsmusiken prägt. Dass es auch in den USA ähnlich temperamentvoll zugehen kann, verrieten die über weite Strecken von den Rhythmen des Jazz getragenen Chöre wie „He never failed me yet" oder „The light comes down", alles Stücke, die den Weihnachtsmann, diesen behäbigen Gesellen, in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen, ihm gleichsam Beine machen.
Das Programm bewegte sich nahezu ausschließlich abseits des Gängigen und Geläufigen. Die ausgewählten Kompositionen machten deutlich, dass der Fundus an Weihnachtsmusiken unerschöpflich ist. Sodürfe zum Beispiel dem allerkleinsten Teil der zahlreichen Besucher die vom gemischten Chor und dem Swing-Chor gesungene Turmbläser-Messe von Fridolin Limbacher bekannt gewesen sein. Begleitet von einem Bläserensemble realisierten die zwei Chöre das eingängige, weithin von Naturmelodien geprägte Werk mit großer Promptheit und Sicherheit. Als von ähnlich handfestem Duktus erwies sich die „Weihnachtsgeschichte" von Max Drischner, gesungen diesmal vom gemischten Chor, dem Swing-Chor, den Regenbogenkindern und dem Kammerchor „Scola Sine Nomine". Die Soli übernahm Tanja Schneider, die Leiterin des Kinderchors. Ihr schöner runder Sopran bewältigte auch die Aufschwünge in die hohen Lagen, ohne an Sicherheit und Volumen einzubüßen.
Ein beliebtes Motiv in den Wandmalereien italienischer Kirchen sind singende Kinder. Wenn Jungen und Mädchen die Stimmen erheben, ist es für die Zuhörer stets ein Vergnügen auf gleich zwei Ebenen. Einmal ist es der Klang der hellen Stimmen, dann aber auch die Art und Weise, wie sie ein Stück vortragen, mal konzentriert, mal gelassen, dann wieder voller jäher Wiedererkennensfreude, wenn sie von ihrem erhöhten Standort aus im Publikum etwa die Oma ausgemacht haben. Nichts kann weihnachtliche Stimmung besser verbreiten als die lebhaften Stimmen eines Kinderchores. Hinzu kommt, dass einem Weihnachtskonzert in einer Kirche immer ein innigerer Charakter eigen ist als in einer weltlichen Örtlichkeit. Der Ort einer Veranstaltung kann sehr wichtig sein.
Reiner Hiby dirigierte seine Chöre mit der zupackenden Kraft und Selbstverständlichkeit, die aus großer Erfahrung resultiert. Er kennt seine Chöre, denen es interessanterweise nicht an Männerstimmen mangelt, und hat sie auch in den polyphonen Abschnitten sicher im Griff, Andreas Ostheimer an der Orgel erwies sich nicht nur in der Begleitung als einfühlsamer Musiker, er spielte auch, um nur ein Beispiel zu nennen, „Nun kommt der Heiden Heiland" von Bach mit einer Wärme und Ausgeglichenheit, wie sie keineswegs jeden Tag zu hören ist. Nicht minder einfühlsam sang Tanja Schneider die schöne Arie „Joy to the worid" aus dem „Messias" von Händel.
Das Schlusswort sprach Helmut Haußmann, der Vorsitzende des Liederkranzes. Er dankte Pfarrerin Mären Pahl dafür, dass der Verein sein Weihnachtskonzert in der Kirche abhalten konnte, und würdigte die Choristen für ihren Einsatz im Jubiläumsjahr. Anerkennende Worte fand er außerdem für alle, die das Weihnachtskonzert vorbereiteten und mitgestalteten, das Bläserensemble und die Begleitband eingeschlossen. Vielleicht, meinte er, sei es ein gutes Zeichen für das neue Jahr, dass das Konzert in einem Gotteshaus stattgefunden habe, das den Namen Friedenskirche trage.
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